Guten Morgen - Tässle Kaffee ️?
Bin immer noch dankbar, dass der Blogpost über #LinksRechts so gut und dialogisch aufgenommen wurde. Habe daher gerne zu der Nachfrage gebloggt, ob wir #Links = Gleichheit / Isothymia und #Rechts = Ungleichheit / Megalothymia definieren könnten. Die Antwort: Das geht leider nicht, da zwischen #Gleichheit und #Freiheit ein unauflösbarer Widerspruch besteht. Völlige Gleichheit tötet Freiheit, völlige Freiheit zerstört Gleichheit. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-widerspruch-zwischen-freiheit-und-gleichheit-und-der-lebensbaum-des-foederalismus/
@BlumeEvolution Pispers hat das mal schön auf den Punkt gebracht:
„Reisen dürfen heißt noch nicht reisen können.“
Umgekehrt gilt das natürlich auch: Reisen können (Gleichheit) heißt noch nicht reisen dürfen (Freiheit).
Und ein gutes Leben braucht beides: können und dürfen.
Und, ganz wichtig und das konkrete Beispiel „Reisen“ ist da brandaktuell:
Man mag die Freiheit haben, etwas zu tun. Freiheit erfordert Verantwortung; dazu gehört auch die Einsicht, es zu unterlassen.
@Saupreiss Reisen bedeutet auch, mit dem Fahrrad in den Nachbarort zu fahren oder in den Bergen zu wandern.
Meinst du Fernreisen?
@BlumeEvolution
Die Antwort darf und muss je nach Zweck der Reise und angerichtetem Schaden sehr unterschiedlich ausfallen.
Extrembeispiele: Eine Reise zum 500m entfernten Bäcker mag inakzeptabel sein, wenn das gewählte Reisemittel Schäden anrichtet, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen.
Anders herum gibt es Umstände, wo ein Flug nach Sydney durchaus akzeptabel erscheint. Dann ist der Zweck aber bitte nicht „drei Wochen Erholungsurlaub.“
@Saupreiss stimmt schon.
Hast du gesehen, dass ich den ursprüngströt etwas präzisiert habe, weil er missverständlich war?
(der Punkt war nie, dass Reisen wichtig ist, sondern dass Können *und* Dürfen wichtig ist. Reisen als Beispiel ist ein Pispers-Zitat)
@BlumeEvolution
Ich hab dich nicht als „Reise und nach uns die Sintflut“ verortet, dennoch hielt ich es einfach für einen guten Aufhänger.
Freiheit impliziert halt immer die Verantwortung, die Freiheit verantwortungsbewusst zu nutzen oder eben auch die Selbstbeschränkung, Freiheiten eben nicht zu nutzen, obwohl man sie hat. Man kann richtiges Verhalten erzwingen, dann ist es richtig, aber nicht mehr frei. In diesem Spannungsverhältnis bewegen wir uns leider.
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2/2 Und ein prüfender Blick in den Spiegel zeigt nicht, dass ich selbst ein Musterbeispiel bin. Ich denke derzeit paradoxerweise, dass eine mir entzogene Freiheit (etwa, bestimmtes falsches Verhalten prohibitiv teuer zu machen) womöglich die Freiheit bietet, mich richtig verhalten zu können, da es von Erwartungshaltungen befreit, es falsch zu machen, da es „eh jeder tut“.
@Saupreiss die Verantwortung kommt im Fall von Reisen schon aus dem Ziel des Könnens im Wechselspiel mit der Realität: wenn wir wollen, dass alle reisen können, ist klar, dass das Reisen nicht unbeschränkt sein darf.
Es können nicht alle mit dem Privathelikopter zum Bäcker reisen, weil wir sonst die Welt verbrennen und dann niemand mehr irgendwohin reisen kann.
Gleichheit bedeutet also meist auch eine Beschränkung. Aber das greift Michael Blume ja schon schön auf.
@BlumeEvolution
@Saupreiss Was mir hier im Thread gerade auffällt, ist wie selbstverständlich es uns ist, dass wir zu unserer Familie zwei Orte weiter weg reisen dürfen.
Vor 1990 war das für viele an der Grenze zwischen BRD und DDR ganz und gar nicht selbstverständlich.
Und auch dass wir ohne Probleme innerhalb Europas reisen dürfen — z.B. ins Elsass zum Flammkuchen essen — ist nicht selbstverständlich, sondern das Ergebnis von jahrzehntelangen gemeinsamen Anstrengungen.
@BlumeEvolution
Ich bin schon ins Elsass gefahren, um Flammkuchen zu essen.
Aber, selbstkritisch: Ist das ein guter Grund? Ich darf es und mag es, aber sollte ich das tun?
@Saupreiss
Das kommt auf die Umstände an, oder?
Wenn du aus Australien anreist, nur um im Elsass Flammkuchen zu essen, ist es dekadenter Luxus.
Wenn du von Freiburg (Breisgau) eine Radtour ins Elsass machst, um dort Flammkuchen zu essen, ist das ein Besuch unter Nachbarn.
Wenn du dafür den Privatjet nimmst, ist es dekadenter Luxus.
@ArneBab @BlumeEvolution
@Saupreiss Das ist deine eigene Entscheidung. Aus der Diskussion hier ergibt sich nur eine Größenordnung der Auswirkungen aller Entscheidungen zusammen — darunter auswählen kannst du selbst.
Wenn du ins Elsass fährst, um Flammkuchen zu essen, gibt es (um den Planeten nicht zu überlasten) anderes, das du nicht machen kannst.
Wobei wir in D bei 6 Tonnen CO₂ pro Person und Jahr sind und in etwa auf unter 1 Tonne kommen müssen, damit die CO₂-Konzentrationen nicht weiter steigen.
@ArneBab
Da fehlen mir noch die Verantwortung und die Bleibefreiheit als weitere Komponenten.
Reisen können und dürfen, heißt ja nicht "müssen" oder einen Anspruch zu haben.
D. h. etwas zu tun, nur weil es möglich und erlaubt ist, ist oft verantwortungslos.
Und wenn das "gute Leben" voraussetzt, 2x im Jahr zu verreisen, ist das Leben vielleicht gar nicht so gut, denn dann müsste man ja nicht, sondern hätte die Freiheit zu bleiben.
@BlumeEvolution
@Nike_Leonhard diese Begrenzungen kommen ja bereits aus der Resourcenbegrenzung der Realität.
Sollten sich logisch also automatisch erschließen:
Sobald du dürfen *und* können als Ausgangspunkt nimmst, ist klar, dass es nicht OK ist, wenn du dir so viel rausnimmst, dass andere es nicht mehr können (entweder andere heute, oder deine Kinder in der Zukunft).
@ArneBab
Das sehe ich insoweit anders, weil die ursprüngliche Formulierung m. E. nur die Individualperspektive berücksichtigt, also gerade nicht die Grenzen durch die Freiheiten anderer.
@BlumeEvolution
@Nike_Leonhard die Grenzen durch Freiheiten anderer ergeben sich aus meiner automatisch, wenn du nicht nur "dürfen", sondern auch "können" forderst.
Das bringt Gleichheit mit rein.
@BlumeEvolution
@ArneBab Das sehe ich eben anders, weil unter "Können" gemeinhin die persönliche, d. h. individuelle Befähigung verstanden wird. @BlumeEvolution
@Nike_Leonhard Ich sehe das als allgemeine Forderung, und da ergeben sich die Grenzen automatisch — frei nach Kant: die Forderung ist nur dann in sich logisch, wenn das geforderte Können Einzelner nicht das Können anderer unmöglich macht.
@Nike_Leonhard @Saupreiss War gerade Spazieren und finde die Diskussionen hier jetzt befremdlich: gut die Hälfte dreht sich darum, was wir anderen oder uns selbst verbieten sollten.
Als würden sich Grenzen nicht automatisch aus der Begrenzheit der Realität ergeben.
Vielleicht habe ich das durch die Ursprungsfassung des Tröts mitverursacht, in dem noch nicht so klar war, dass Reisen nur ein Beispiel von vielen ist.
Ich habe den Tröt deswegen angepasst:
https://rollenspiel.social/@ArneBab/113825208949159182
@BlumeEvolution